Freitag, 30. Mai 2010

Am Vormittag transportiert Jan Häfliger das kleine Boot von Faoug nach Birsfelden. Dort wird eingewassert. Mit grossem Herzklopfen wird losgefahren, noch nie habe ich so grosse Schiffe um mich herum gehabt…

Die erste Fahrt ist kurz. Ich fahre in den Basler Hafen Dreiländereck und kann dort festmachen zum Übernachten. 

Am Samstag geht’s richtig los. Ich fahre nach Kembs im Elsass, meine erste grosse Schleuse wartet auf mich!! Ich verbringe den Abend in Kembs. 

Am Sonntag gehts nach Breisach. 4 Grosschleusen, ich schäme mich fast dass für mein kleines Boot soviel Wasser verbraucht wird ….

 

 

 

 

 

Soo klein ist mein Boot neben den Rheinschiffen!!  Ich bin bis nach Beinheim gefahren, ich möchte so schnell wie möglich den Rhein hinunter und weg von den Grossschiffen.

Die grösste Schleuse ist 240 m lang und 24 m breit, der Hub beträgt meistens zwischen 12 und 14 m auf den Rheinschleusen.

Via Bingen und Köln bin ich die nächsten 2 Tage 12 Stunden am Ruder, und das bei Kälte und viel Geschaukel. Diese Tage waren sehr anstrengend, aber auch schön. 

In Duisburg gibt es einen Aufenthaltstag. Der Freitag wird benutzt um diesen Bericht zu erstellen und ein wenig auszuruhen.

Morgen geht es weiter bis zur Niederländischen Grenze und dann auf die Gelderse IJssel.

 

 

 

 

 

 

Von Duisburg nach Amsterdam

Ein Nachtrag zu Duisburg: Das  ist eine unglaublich moderne Marina! Die WC-Türe, die Dusche, Strom, alles funktioniert mit einem Chip!! Die Marina ist auch sauber, freundlich und ruhig. Jederzeit wieder einen Besuch wert.

 

 

 

So brutal kalt kann es auf dem Rhein sein Ende Mai !!

 

 

In Emmerich spricht der Hafenmeister schon holländisch, die Grenze naht.

Kurz nach Emmerich trennt sich der Rhein auf in die Waal und, nach dem Pannenders Kanaal, in den Neder Rijn. Es gibt noch einen dritten Arm, den ruhigsten zum Fahren, die Gelderse Ijssel. Den habe ich für meine Weiterfahrt gewählt. Was für ein Unterschied!! Wie auf einem Teppich bin ich bei gutem (warmem) Wetter gegen Zutphen gefahren. Nicht viel Verkehr, aber auf einmal überholt mich ein Motorboot-rowdy mit kaum 2 Meter Abstand. Ich habe die Schrecksekunde der Reise erlebt. Das Boot überholte mit mehr als 45 Grad und Ambra schlug den Kopf an. Nachher entschuldigte sich der Rowdy; mir wäre lieber, er bliebe auf der Strasse! Alles ist nass geworden und durcheinander gefallen.

 

Man spricht Zutphen ungefähr aus wie ‚sauffen’ aber dazu hatte ich keine Zeit. Ich bin am nächsten Morgen weiter gefahren. In  Deventer habe ich meine nächste Lektion erhalten. Diese  Stadt ist bekannt für ihr schönes Stadtbild und als Ort, der die Falschmünzer in einen Topf mit siedendem Öl schmiss. Man kann dort direkt am Quai der Altstadt halten. Ich wollte das tun und festmachen, doch ‚oha lätz’ ich Esel wollte mit der Strömung festmachen, und das Boot drehte sich wie ein  Kreisel….  Beschämt schlich ich von dannen, das ist etwas, was mir sicher nie mehr passiert! In Kampen habe ich einen schönen Übernachtungsplatz gefunden. Jetzt geht es via Flevoland gemütlich Richtung Amsterdam. Nächste Übernachtung in Harderwijk. Hier habe ich meinen ersten ‚verse Haaring’ gegessen. Das ist ein roher Hering, gefüllt mit Zwiebeln und man kann ihn in ein Stück Brot klemmen. Herrlich!!  Jetzt weiss ich, dass ich in Holland bin.

 

 

 

Von Harderwijk nach Amsterdam wartet noch ein rechtes Stück Arbeit auf mich. Am nächsten Morgen geht’s los, ich will rechtzeitig in Amsterdam sein um das Schiff und die Mannschaft noch herauszuputzen bevor Kathrin kommt. Es ist eine schöne und ruhige Fahrt über die Randermeeren. Der Verkehr nimmt allerdings massiv zu je näher Amsterdam kommt. Die Oranje – Schleusen sind erwähnenswert. Alle Sportschiffe müssen die kleinste Schleuse benutzen, die für sie reserviert ist. Da drängen sich 13 Boote miteinander in diese Schleuse und nachher ruft der Schleusenwärter noch ‚Aufschliessen’, ein 14. drängt noch hinein. Und das alles für einen Hub von ca. 25 cm. Nach 8-stündigem Tagewerk und bunkern von 48 L Diesel lege ich um 15.00 Uhr im Sixhafen von Amsterdam am. Geschafft!  Alleine den Rhein hinunter bis nach Amsterdam mit einem Boot von 6,6 m Länge. Nicht schlecht für einen alten ‚Chnuperi’ !!

Jetzt kommt das, was ich wirklich nicht gerne mache: Wäsche waschen, Schiff reinigen, mich reinigen und vor allem : Ambra reinigen!!

Nicht desto trotz bleibt mir sicher genügend Zeit um den ‚Red light district’ gründlich durcheinander zu wirbeln und vor allem meine alten Kollegen zu treffen!

 

 Amsterdam- ein Mekka für Kanalfahrer.

Direkt gegenüber vom Hauptbahnhof ist ein wunderschöner Hafen mitten im Geschehen.

  

 

 

Die ‚OPERA’ läuft in den Hafen von Amsterdam ein.

 

 

 

Hier in Amsterdam kommt meine Partnerin Kathrin zu mir an Bord. Sie begleitet mich für die kleine Holland – Rundreise. Es freut mich sehr sie bei mir zu haben, und dies trotz der engen Platzverhältnisse an Bord !!

 

 

15.Juni. Amsterdam – Alkmaar ; dramatisches Mann über Bord Manöver

 

Früh am Morgen wegfahrt vom Amsterdamer – Six Hafen und durch die bewegte JI in den Nordseekanal. Kathrin erhält ihre Seebeine, ab und zu schaukelt es ein wenig. Über die Nauernasche Vaart geht die Reise danach gemütlich  aber bei kaltem Wetter und viel Wind gegen Norden. Die Fahrt ist in Begleitung von Kathrin natürlich viel gemütlicher. Auch muss ich nicht mehr fürchten, dass Ambra mein Mittagessen wegschnappt, das Problem ist beseitigt. Bei der Eisenbahnbrücke Krommenie lerne ich meine nächste Lektion: In der Karte sind die Durchfahrhöhen immer in DM angegeben, 75 heisst demnach 7, 50 m also weit genug für mich. Doch die Brücke liegt beinahe auf dem Wasser !!  Als ich auf der Karte nochmals schaue steht da nicht 75, sondern 7.5 ….

Mitten auf dem Alkmarder Meer bei steifer Brise geschieht es:  Ein wichtiges Crewmitglied geht über Bord! Zuerst kann ich es fast nicht glauben, danach drehe ich das Schiff um und wir gehen gemeinsam auf die Suche nach dem Vermissten. Gottseihdank kann der etwas Schwimmen und so wird mit vereinten Kräften der verlorene Sohn wieder an Bord gehievt.  Wer oder besser: was ins Wasser fiel? Meine Mütze..

19. Juni   Von Schagen nach Medemblick:   Natur pur und ‘afmeren’ a la Kathrin

Die Fahrt nach Medemblick führt durch die Wedstfriesische Vaart. Dabei wird einem auf eindringliche Art gezeigt wie Holland dem Meer Land abgetrotzt hat. Bei Kolhorn kommt wieder mal eine Schleuse. Die übliche Sicherheitsschleuse, ein Hub von 15 cm. habe ich gedacht... aber die Schleuse geht ca. 5 m in die Tiefe!! Auf diesem Niveau bleibt man bis nach Medemblick, wo eine weitere Schleuse uns wieder auf das übliche Meeresniveau hebt. Ganz Westfriesland liegt demnach so viel unter dem Meeresspiegel.

Die Westfriesische Vaart ist mein bisher schönster Kanal in Holland. Ich glaube, es gibt keine Wasservogelart, die wir hier nicht beobachten konnten.

 

 

 

 So wunderschön geht es stundenlang, die Wasservögel und Stella und sonst niemand!!

Leider ist uns Petrus noch immer nicht so richtig wohlgesonnen. Aus irgendeinem Grund findet er es richtig, uns frieren zu lassen.. Ich mache die ganze Fahrt in den Regenhosen und der Windjacke und habe trotzdem kalte Finger. In Medemblick angekommen frage ich Kathrin ob sie an Land gehe und das Schiff halte möge. Sie geht in den Finken. Ich muss mich auf das Manöver konzentrieren und sehe nicht, was geschieht. Nur einen Schrei höre ich, einer der Finken landet auf dem Vordeck und Kathrin kann sich mit viel Glück an der Reling halten, sonst wäre sie ins Wasser gefallen. Nicht gerade ein Vergnügen bei diesen Temperaturen!!

 

 

21. Juni: Von Medemblick nach Hoorn  über das Ijsselmeer

Endlich kann ich den Mast setzen. Leider beginnen ich spätabends und erst noch nach einem ‚Irish Coffee’ und bekunde somit ungewohnte Mühe…

Am Morgen geht es los durch eine bewegbare Brücke hinaus auf das Ijsselmeer .

Bei Windstärke Bf. 4 schön von hinten wird es eine tolle Fahrt. Das Boot fährt zeitweise schneller als unter Motor!!  Leider ist das IJsselmeer durch den Wind sehr bewegt, die Wellen erreichen manchmal eine Höhe von 1m. Ich geniesse die Fahrt in vollen Zügen.

 

 

Bei Eenhuzen ist ein Damm quer durch das ganze IJsselmeer. Dies ist ein zusätzlicher Schutz vor der Nordsee für den Fall, dass die Dämme einmal brechen sollten. Der innere Teil heisst nun Markermeer. Der Damm ist mit einer Schleuse abgeschlossen. Danach geht die Fahrt ruhig weiter und es gibt keine nennenswerten Wellen mehr.

 

Petrus hat jedoch endlich beschlossen, die Sonne scheinen zu lassen.

 

 

23. Juni Von Hoorn nach Monnickendam: Sonnenschein pur !!

Heute ist eine kleine Motoren – Reise von 4 Std. angesagt. Kathrin muss am Samstag in Amsterdam sein, sie fährt zurück und lässt mich schmählich im Stich…  Deshalb geht es wieder Richtung Amsterdam. Das Wetter ist prächtig, nur der Wind kommt genau aus der Richtung, in die wir wollen.

Das Markermeer ist voll von Vergnügungsschiffen. Ausser bei der Sail 95 habe ich noch nie so viele 2-Master gesehen wie heute! A propos Sail : Die Sail 2010 findet wiederum in Amsterdam statt, und zwar vom 19. bis am 23. August. Wer die Seefahrt und vor Allem alte Schiffe liebt sollte die mindestens einmal erleben !!

Die Marina Waterland in Monnickendam ist sehr gross und bestens eingerichtet. Hier bleiben wir bis morgen, dann geht es nach Amsterdam.

Monnickendam ist eines der schönsten Örtchen die wir auf dieser Reise gesehen haben. Der Ortskern ist klein und leider nicht autofrei, aber wunderschön und richtig antik. Wenn ich einmal der Schweiz endgültig den Rücken kehre ist die Chance gross, dass man mich hier wiederfinden könnte.

 

 

 

So wird in Monnikendam noch geschleust; von Hand!!

 

 

Ist Monnickendam nicht wunderschön?

 

25. Juni Von Monnickendam nach Amsterdam

Eine ruhige Fahrt im ersten Teil unter Segel. Wir können das Hieven der Segel bei einem Gross-Segler aus nächster Nähe verfolgen. So ganz ohne Maschinenkraft wird das schwere Segel gesetzt. Unterwegs verfolgen wir einen Schwarm Kormorane beim Fischen. In grossen Kurven fliegen sie um den Fischschwarm und tauchen plötzlich ab um mit einem Fisch im Schnabel wieder zu erscheinen. Arme Fische, die Vögel geben erst auf als keine Fische mehr vorhanden sind. In einem grossen Bogen nähern wir uns wieder der Ij. Nach der Oranje – Schleuse wird noch Diesel gebunkert. Die ganze Woche haben wir nur 19 L verbraucht. Nach dem Festmachen komme ich in der Beiz noch gerade rechtzeitig an um zu sehen, wie Italien aus der WM fliegt. Nun ja, Hauptsache das Wetter macht hier noch lange mit und die Schweiz hat ja noch eine kleine Chance.

 

Morgen Freitag ist wieder mal Grossreinemachen angesagt und der Mast wird wieder gelegt und vertäut.

 

 

Ein wenig Rast tut gut. Mögen sie auch noch ein Bild von Amsterdam? Bitte :

 

 


 Jetzt geht es wieder allein weiter. Kathrin muss nach Hause. Ich fahre vorerst über den Amsterdam – Rhein Kanal.

 

 

Links im Bild der Bahnhof ‘Centraal’ von Amsterdam.

 

Über den Amsteram – Rhein Kanal, via Utrecht, s’Hertogenbosch und Maastricht nach Belgien, via die schönen Kanäle von Frankeich nach Nancy, weiter durch das Elsass nach Basel geht die Reise jetzt. Ich bin für diesen Abschnitt wieder mit meiner Hündin Ambra alleine an Bord.

 

Die Fahrt verlief anfangs recht ruhig, es war nicht soo viel Verkehr und ich kam gut zurecht. Bei Kilometer 21 passierte es. Plötzlich ein Knall und das Schiff lief bei gleicher Tourenzahl des Motors nur noch halb so schnell. Was ist jetzt passiert? Was ist wenn ich den Motor abstelle und nachsehe und dann bringe ich den Motor nicht mehr zum Laufen? In diesem Verkehr ohne Möglichkeit irgendwo festzumachen? Ich überlegt hin und her, wäge Chancen und Risiko gegeneinander. Ich entschloss mich bis zum Kilometer 41 so weiterzufahren und erst nachzusehen was passiert ist wenn ich irgendwo festmachen kann. Mit halber Kraft und bangem Herzen fuhr ich weiter. Ab und zu knallte es wieder einmal unter dem Schiff. Was zum Klaubauermann war das bloss los? Hoffentlich hält alles noch bis ich ab der vermaledeiten Autobahn bin… 

Wie kommt diese Flugzeug beim Km 34 des Amsterdam - Rheinkanals bloss auf das Dach ? 

 

28. Juni Von Vreeswijk nach Gorinchem; das lange Warten vor der Schleuse

 

Ich bin früh am Morgen gestartet, eigentlich wollte ich weiter gegen s`Hertogenbosch. Leider musste ich fünf Minuten nach dem Start bei der ersten Schleuse über 1 ½ Std. warten. Die Schleuse war defekt. Nun, das kann passieren, dann ging’s gemütlich und bei Sonnenschein durch den südlichen Merwedekanaal gen Gronichem. An Bord ist alles guter Dinge, zum Mittagessen gib’s wieder einmal Reste vom Tag vorher und wir tuckern gemütlich dahin. A propos Essen; vielleicht sollte ich mal etwas zu der Kombüse sagen. Ich habe an Bord einen 2-flammigen Spirituskocher der ganz gut funktioniert. Allerdings kann man damit keine grossen Menu’s kochen. Zum Frühstück gibt’s manchmal Spiegeleier, Tee oder Kaffee. Als Kathrin an Bord war wurde noch richtig der Abwasch erledigt, ich mache das meistens im ‚dry cleaning’ Verfahren. (Mit Haushaltspapier abwischen und versorgen).

 

 

29. Juni Von Gorinchem nach s-Hertogenbosch: zum letzten Mal auf den grossen Flüssen

 

Nach Passieren der Yachtschleuse ist man auf der Waal. Dieser Fluss ist breit und stark befahren. Aber er bietet keine besonderen Probleme. Nach kurzer Stromaufwärts – Fahrt bin ich abgebogen auf die afgedamte Maas, zum ersten Mal auf diesem Fluss, der mir bis  nach Frankreich als Fahrwasser dienen wird. Es ist eine ruhige Fahrt in abwechslungsreicher Gegend, aber man muss halt doch immer aufpassen: Plötzlich führt eine Kabelfähre über den Fluss.

 

Diese Fähren sind ziemlich perfid, sie fahren an einem an beiden Ufern verankerten Kabel, das im Fluss liegt. Wenn nun dir Fähre das Ufer verlässt hebt sich das Kabel vor ihr bis dicht unter den Wasserspiegel. Wenn du versuchst, noch schnell vor der Fähre durchzuschlüpfen findest du dich ohne Kiel und ohne Ruder wieder!!

Am frühen Nachmittag erreiche ich die Bergse Maas und kann auf ihr für ca. 8 Km zu Tal fahren. Schon eigentümlich, ich fahre weg vom Meer und kann doch zu Tal fahren…

Hier gibt es eine Tankstelle und ich nutze die Gelegenheit, das erste Mal seit Amsterdam zu tanken. Seit Amsterdam bin ich 9 Stunden gefahren und habe 13 Liter verbraucht. Das macht ein Stundenmittel von ca. 1.4 Liter.

Gegen s-Hertogenbosch fahre ich dann  auf der kanalisierten Dieze. Morgen geht es von hier aus über die Zuidwillemsvaart weiter gegen Maastricht.

 

 

 

30. Juni Von s-Hertogenbosch nach Helmond; Schöne Fahrt und der mieseste Hafen von Holland

 

Nach dem obligaten Frühstücks – Ei eine zeitige Abfahrt, ahnte ich doch einen strengen Tag. Insgesamt bei 6 Schleusen habe ich 12,5 m Höhe gewonnen. Ein holländisches Paar hat mich mit ihrer Motorjacht den ganzen Tag begleitet. Es gab interessante Gespräche bei den Schleusen. So erfuhr ich, dass auf der Zuid-Willemsvaart nur sehr wenig Häfen sind. Daher muss ich heute Abend mit einem Hafen vorlieb nehmen, der  a) keine Toiletten hat b) kein Restaurant in der Nähe c) weit draussen vor der Stadt liegt d) keine richtige Vertäuung des Schiffes zulässt  und e) neben der Autobahn liegt..   Sch…..eibenkleister.

 

So sieht er aus, der Hafenplatz meiner Träume: (Man beachte den Laster im Hintergrund)

 

1. Juli  Von Helmond nach Maasbracht: Bilderbuchreise mit Zwischenfall

Nach zeitigem Aufbruch von einer unruhigen Nacht ging die Reise weiter über die Zuid Willemsvaart. Das Paar, das mich gestern begleitete, war wieder dabei. An der dritten Schleuse passierte es dann. Die Motorjacht der Holländer fuhr ganz normal in die Schleuse, plötzlich kam der Mann ganz aufgeregt zu mir und sagte er habe die Schiffsschraube verloren! Das konnte ich mir nicht vorstellen. Doch es scheint wirklich so zu sein, das Schiff reagierte überhaupt nicht mehr auf den Motor. Das Einzige, was ich für ihn tun konnte, war seine (doch einiges grössere) Motorjacht mir meiner kleinen Stella aus der Schleuse zu ziehen und an Land festmachen. Dann musste ich ihn in seinem Unglück alleine lassen.

 

Der Rest der Fahrt verlief ereignislos und friedlich. Bis vor Maasbracht habe ich beim Schleusen wieder 10 Höhenmeter gewonnen. In der Schleuse Panheel jedoch ging es wieder 9 Meter hinab …

 

 

Tohuwabohu in der Schleuse Panheel, so geht’s wenn das Seil zu kurz ist … 

 

3. Juli : Von Maasbrach nach Maastricht: Der Julianakanaal und das Abenteuer mit dem zerkratzten  Flaggenstander ungeplante schnelle Heimreise.

Am morgen früh geht es weiter südwärts. Der Julianakanaal ist die gewählte Strecke. Eine schöne Strecke, nur viel Geradeausfahrt, aber durch ländliche Gegend ohne die lästige Strasse neben dem Kanal. Der Kanal hat nur zwei Schleusen, jedoch jede mit einem Hub von ca. 13 Meter. Bei einem solchen Hub werden meistens Schwillpoller eingesetzt damit man das Schiff während dem Schleusenvorgang bequem anbinden kann und nicht immer mir den Schote hantieren muss. Bei der ersten Schleuse war ich ganz allen und alles ging wie gewohnt bestens. Bei der zweiten Schleuse musste ich 2 Berufsschiffern den Vortritt lassen und hatte bei der Einfahrt nur noch einen kleinen Teil der Schleuse zur Verfügung. Gottseihdank war in dem Teil einer dieser Schwimmpoller auszumachen und ich bin darauf losgefahren. Schon ertönte die Sirene, die das Einströmen des Wassers ankündigt, als ich mit Schrecken feststellte, dass das wohl eine geplante Stelle für einen Schwimmpolder war, aber der Polder war nicht vorhanden. Ein Blick nach Oben belehrte mich, dass er zuoberst in der Schleuse hing. Es blieb mir nur retour zu fahren um an der Notleiter mein Tau anzuhängen damit ich nicht hilflos in der Schleuse umhertorkelte. Während dieser Retourfahrt habe ich mit meinem Flaggenstander die Schleusenmauer gekennzeichnet. Merke: Es ist nicht immer so wie du es denkst und wie es sein sollte…

Nach einer geruhsamen Fahrt bin ich um 14.30 in Maastricht angekommen. Ich bin im Jachthafen Pietersplas untergekommen. Hier kann  ich mein Schiff bis Mitte August stehen lassen. Ich muss nach Hause weil es sich ergibt, dass ich vielleicht eine wunderschöne Wohnung kaufen kann. Es war sowieso geplant, noch ca. 6  zusätzliche Wochen zu unterbrechen da ich das Vergnügen habe, mich noch einigen Zahnoperationen zu unterziehen. 

 

15. August

Lange Anreise mit der Bahn; die technischen Tücken des ICE; Petrus weint wenn ich in Maastricht ankomme

Heute Morgen bin ich um 9 Uhr in Bern mit Ambra auf den Zug um den zweiten Teil meiner Reise anzutreten. Eine lange Bahnfahrt stand an und am Ende die bange Frage ist das Schiff noch so wie ich es anfangs Juli hinterliess? Ambra ist schon ein toller Hund, er verschlief die meiste Zeit der langweiligen Bahnfahrt. Vor Frankfurt meldete die Administration einen technischen Defekt am ICE, der die Klimaanlage ausfallen liess. Das haben wir doch schon mal gehört?? Kurz nach Frankfurt wurde gemeldet, dass der ICE (ein anderer Zug wohlgemerkt, wir sind in Frankfurt umgestiegen) aufgrund eines technischen Defektes nur bis Köln fährt. ‚Auf dem gegenüberliegenden Gleis steht ein anderer ICE bereit und sie können die reservierten Plätze, die in diesem Zug selbstverständlich auch angegeben sind, wieder einnehmen’ wurde gemeldet. Nach dem Umsteigen war das Chaos perfekt, weder Waggonnummern noch Sitzplatznummern waren angegeben und der Zug natürlich überbelegt. Die freundliche Stimme entschuldigte sich dafür und mache einen ‚technischen Defekt’ dafür verantwortlich..

 

Endlich um 17.00 Uhr die Ankunft in Maastricht im strömendem Regen. Dieser Regen schein nicht mehr aufhören zu wollen, jetzt ist es 21 Uhr und es regnet noch immer sehr stark. Dafür ist mit dem Schiff alles in bester Ordnung. Es ist genauso wie ich es hinterlassen habe, alles schein OK zu sein. Den Motor teste ich allerdings erst morgen.

 

Dies ist der moderne Bahnhof von Liège. Ein wunderschönes Bauwerk, ich weiss nicht von wem, aber es sieht super aus!!  

 

18. August Von Maastricht nach Liège; Krach mir Petrus, ruhige Fahrt auf dem Albertkanal, rekordverdächtige Schleuse

 

 

Gestern sagten alle von mir gehörten Wetterprognosen besseres Wetter  für heute, mein Barometer jedoch sank unverdrossen. Tatsächlich, die ganze Fahrt hindurch war es regnerisch und kalt. Meine Gedanken an Petrus waren entsprechen dunkel…. Alles wurde klitschnass und meine Regenjacke hielt nicht stand und liess durch. Ich war gezwungen, eine Andere anzuziehen. Es war auf dem ganzen Weg nur eine Schleuse, bei der Einfahrt in den Albertkanal. Aber diese war mit einem Hub von 13.96 m rekordverdächtig. Sie wurde jedoch problemlos bewältigt.

 

Ausfahrt aus der Schleuse

 

Bemerkung: Bei dieser Schleuse, die gleichzeitig die Grenze zu Belgien darstellt, muss man sich einen ‚Permis de conduire’ holen, dieser ist nicht nur gratis, er wird auch nirgendwo gebraucht. Aber auf diese Weise bekämpft Belgien wenigstens die Arbeitslosigkeit!

 

Kaum habe ich um 13.30 Uhr festgemacht hörte es auf zu regnen. Nun, um 17.00 Uhr, ist der Himmel wolkenlos.. Auch das gehört zum Seemannsleben. Der Yachthafen von Liège ist mitten in der Stadt. 5 Min. spazieren und man ist im Zentrum. Wir wissen noch nicht wie lange wir hierbleiben, ich schätze jedoch schon 3 Tage, sonst sind wir zu früh bei der Schleuse, die noch ausser Betrieb ist. Aber wir sind ja in Belgien, beim guten Bier und bei den Moules!!  Freude herrscht ;-)

23. August Von Liège nach Wanze: Alle Wettervarianten und eine ruhige, schöne Fahrt

Heute sind wir um 8.30 Uhr in Liège abgefahren weiter die Maas hinauf. Man merkt an den Industriebauten und an den Siedlungen dass diese Gegend von Belgien nicht gerade mit Reichtum überhäuft ist. Raffinerien, Braunkohleminen, Gips- und Betonwerke sowie irgendwelche Pumpwerke (Solewasser nach dem Abbau der Braunkohle?) säumen den Fluss. Die Ortschaften sehen verlottert aus. Schade.  Das Wetter ist zuerst regnerisch, klart aber immer mehr auf. Dafür legt der Wind zu.

 

Wie kann man bloss eine solche Fassade bauen?? Schade für das kleine Bijou!

 

 24. August Von Wanze nach Namur: Die Schleuse funktioniert (wenigstens zur Hälfte); Schönes Wetter und Wind

 

Die Schleuse, die uns so lange aufgehalten hat, funktioniert tatsächlich wieder. Wenigstens eine Hälfte, nämlich die Vordere. Nichtdestotrotz hat die Schleuserei, mit Verspätung zwar, funktioniert. Vor der Schleuse warteten sehr viele Schiffe :

 

Die Strecke war schön und angenehm zum Fahren, das Wetter hat auch mitgespielt. War es frühmorgens noch recht kalt, fiel jedoch den ganzen Tag kein Regen. Die zweite Schleuse setzte dann noch einen drauf: Sie war defekt, konnte jedoch innert nützlicher Frist repariert werden. Wir sind nachmittags um 3 Uhr in Namur angekommen und ich ging noch die Stadt besichtigen. Namur hat eine schöne Altstadt.

 

 

25. August von Namur nach Dinant: Ruhige Fahrt bei Sonnenschein mit 6 Schleusen, ein(hoffentlich nicht reuiger) Sünder, Prachtspaläste

 

 

Ich bin zeitig losgefahren, der Hafenmeister war noch in den Unterhosen als er mir das Schlüsseldepot zurückbezahlte. Hab acht ist doch nicht so früh?? Die Strecke war wunderschön und immer wieder wurde durch eine Schleuse Abwechslung in das Geschehen gebracht. Alles lief reibungslos. Das Ufer wurde von wunderschönen Häusern, ja Palästen gesäumt:

 

 

 

Nun denn, einmal muss ich auch ein wenig sündigen

 

 

Sieht doch toll aus, nicht? Ein belgisches Gaufre wie es schöner nicht sein kann. Hmm….

 

Aber keine Angst, mein lieber Hund bekam auch einen Drittel davon ab. Sonst hätte ich keinen Appetit mehr auf die Moules heute Abend…

 

26. August: Von Dinant nach Fumay; Der erste Tunnel, Frankreich, wir kommen!

Vorerst noch einen kleinen Nachtrag zu Dinant. Einer der berühmtesten Söhne der Stadt stammt aus dem 19. Jahrhundert und heisst Alphonse Sax. Mehr brauche ich nicht zu sagen, oder? Wenn jemand nicht weiss wofür er berühmt ist kann er es ja im Internet nachspüren…

 

Die Strecke, die wir heute gefahren sind, war sehr schön. Viel Natur, grosse Wälder. Und der erste Tunnel! Es ist halt schon ein spezielles Gefühl, mit einem Boot durch einen Tunnel zu fahren.

 

 

Kennt ihr das Versaille der Ardennen? Freÿe :

 

28. August: Von Charleville nach Sedan; Schöne Fahrt als Entschädigung für gestern, Schöne Beiz in Sedan

Die Fahrt war ruhig und schön. Die Gegend ist noch naturbelassen und voll von blühenden Sträucher und Gräser.

Jetzt muss ich mal ein Wort verlieren über eine spezielle Unterart der Homo sapiens die man häufig entlang der Flüsse und Kanäle trifft. Mal stehen sie da im Kämpfer als wären sie gerade aus dem Irak zurückbeordert worden, mal weilen sie unter einem riesigen Schirm auf einem Campingstuhl oder liegen im Liegestuhl unter einer selbstgebastelten Onkel Tom Hütte am Bach. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich sehr gerne Fisch esse, aber nicht viel für die Fischer übrig habe. Dann schon noch eher für die Jäger. Deren Ziel ist ein sauberer Blattschuss um das Wild sofort und ohne Schmerzen zu erlegen, die Fischer quälen ihren Fang jedoch noch länger in dem sie ihn in einen Behälter gefangen halten. Manchmal werden kleine Fische auch als Köder genommen und müssen an der Angel zugrunde gehen. Trotz alledem, eine truite meuniere steht bei mir nun weit oben auf der Liste der gewünschten Speisen… 

 

Aber die Fischer können einem schon auf den Wecker gehen. Immer stehen sie an den engsten Stellen des Kanals und haben irre lange Fischruten. Wenn man mit dem Schiff anfährt ziehen sie nicht etwas wie Angel ein sondern wünschen man soll auf das andere Ufer zuhalten um sie nicht zu stören. Wenn nun am anderen Ufer auch ein Fischer steht?

 

 

1. September : Ruhetag in Verdun; Warum ich manchmal die Schiffahrt hasse!!

 

Heute war ein Ruhetag angesagt um Verdun zu besichtigen. Aber oha lätz, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Ein Schiff ist ein Fortbewegungsmittel das man gebraucht. Soweit ok. Aber warum geht auf einem Schiff immer etwas kaputt und zum Beispiel an einem Auto nicht?? Jedenfalls hat es mir laufend dien Sicherung der Fäkalienpumpe rausgeschmissen. Was nun? Natürlich kommt nur reparieren in Frage, es gibt weit und breit niemand der das für mich erledigt. Diese Pumpe befindet sich natürlich am unzugänglichsten Ort in der Backskiste und erst noch tief, tief unten. Ich habe den ganzer Vormittag gebrauch um sie zu demontieren, auseinanderzunehmen, zu reinigen (wääää)  und wieder zusammen zu schrauben. Eigentlich bin ich ja ganz stolz auf mich, dass ich das geschafft habe. Leider hat es dann beim Einschalten die Sicherung wieder herausgejagt. Nun warte ich auf Instruktionen der Werft.

 

Am Nachmittag bin ich doch noch ein Wenig in Verdun herumspaziert. Diese Stadt lebt fast nur von den Erinnerungen an die kriegerischen Handlungen der zwei Weltkriege. Überall wird daran erinnert.

 

 

Seht ihr das kleine Boot??  Immer bin ich bei Weitem der Kleinste!! Hier im Hafen von Verdun.

 

 

5. September: Von Toul nach Nancy; Der kurze Besuch auf der Mosel mit ihren Schleusen, herrliche Fahrt bei sonnigem Wetter.

Wir sind früh gestartet bei wunderschönem Wetter um die doch grosse Etappe rechtzeitig in Nancy abzuschliessen. Die Mosel ist hier wunderbar ruhig, schön und klar. Heute Sonntag haben wir nur einen Berufsschiffer gesehen. Wir mussten auf der osel 3 Schleusen fahren, zwei a 4.40 m und eine 7.30 m. Die erste Schleuse wurde von einem stattlichen, rundlichen Schleusenwärter bedient, der lange überhaupt nicht auf die Anrufe unsererseits reagierte. Plötzlich kam ein müdes ‚Oui’ zurück, wahrscheinlich hat er geschlafen. Wir waren schon lange in der Schleuse, das Tor geschlossen, lief er immer noch hin und her und schaute nach weiteren Schiffen aus. Wir mussten uns sehr lange gedulden bis er sich endlich dazu entschloss, uns zu schleusen..

 

So wunderschön und leer war die Mosel

 

Montag, 6. September: Fauler Tag, diesmal echt!

 

Heute war nichts angesagt. Lesen, liegen, schlafen, essen und die Stadt Nancy besichtigen. Es hat echt mal gut getan, nichts zu machen, keine Pumpe auseinanderzunehmen oder sonst etwas Verrücktes.

Der wunderschöne Place Stanislas

 

 

 

 

10. September: Von Hesse nach Lutzelbourg; Interessante Reise 

Die Fahrt von Hesse nach Luetzelbourg ist sehr interessant weil es unter Anderem 2 Tunnels (475 m und 2300m lang) hat.

Hier sind die Eingänge des Eisenbahn- und des Schiffstunnels nebeneinander.

 

 

Aber vor Allem git es ein seltenes Bauwerk zu befahren und zu bewundern: Das Schiffshebewerk von Arzviller. Dieser ‚Schiffslift’ bewältigt über 44m in 20 Minuten. Zu Beachten sind die Gegengewichte, die gross sind wie Eisenbahnwaggons und mit Wasser gefüllt helfen, die gewaltige Leistung zu vollbringen.

Hier sieht man die Gegengewichte sehr gut.

 

Die gesamte Anlage von unten betrachtet. Es fährt gerade ein Schiff ein um nach oben befördert zu werden.

 

 

Schon nach wenigen Schleusen fährt man durch die Stadt Strassburg. Vorbei am Europäischen Parlament

 

 

 

Und dem Gerichtshof für Menschenrechte

 

15. September: Kalte, aber schöne letzte Etappe

Morgens um 9.00 Uhr sind wir gestartet bei leichtem Regen, der aber bald aufhörte. Es blieb jedoch bedeckt und kalt. Jetzt habe ich einen Schnupfen. Von da her gesehen hört die Reise gerade rechtzeitig auf. Wir hatten auf dem Rhein ziemlich starke Gegenströmung und Wind von recht voraus. Nicht desto Trotz habe ich die letzte Fahrt dieser Reise sehr genossen. Die STELLA wird hier in Breisach aufgeladen und an den Murtensee gebracht. Ich reise auch nach Hause um mal wieder nach dem Rechten zu schauen. Eines ist sicher: Diese Reise wird nicht meine Letzte sein !!

 

Die Schleuse Boofzheim; sie ist eine der schönsten der ganzen Reise.

 

Bevor ich diesen Bericht schliesse möchte ich allen Hafenmeistern dieser Welt ein Kränzchen winden. Cool, stets bestrebt zu helfen und freundlich, durchwegs alle, die ich bis jetzt kennengelernt habe, sind so. Danke liebe Freunde!